Overtourism ist 2024 das bestimmende Thema im Tourismus weltweit – Reisekompass verrät, was dahinter steckt, welche Städte und Länder betroffen sind, welche Konzepte es gibt.
Barcelona verbietet AirBnB-Wohnungen, Venedig verlangt von Besucherinnen und Besucher Eintrittsgeld, an den Mittelmeer-Stränden streiten Einheimische und Touristen um freie Liegeplätze und die Suche nach abgelegenen, „unentdeckten“ Reisezielen wird immer schwieriger: Wir reisen gerne, wollen aber nicht wahrhaben, dass das für fast alle anderen Menschen auch gilt. Das Schlagwort des Jahres: Overtourism.
Und keine Angst: Das Bild oben zeigt (noch) keine aktuelle Situation; es ist ein von Künstlicher Intelligenz (KI) kreierte Vision. Wir haben die KI gefragt, wie der Tourismus in Zukunft aussehen könnte – und das ist dabei herausgekommen. Erschreckend, oder? Auch die anderen Bilder in diesem Artikel zeigen solche KI-Visionen.
Was ist Overtourism?
Aber zurück in die Gegenwart: Overtourism (auf deutsch „Über-Tourismus“, oft auch als Overtourismus bezeichnet) beschreibt die negativen Auswirkungen, die durch eine zu große Anzahl von Touristen auf ein Reiseziel entstehen. Im Sommer 2024 ist Overtourism in allen Schlagzeilen, unter anderem wegen Protesten in Barcelona. Es sind aber längst nicht nur einzelne Städte oder Regionen, denn das Phänomen betrifft weltweit viele beliebte Reiseziele. Ausufernder Tourismus führt zu Belastungen für die jeweiligen Bewohnerinnen und Bewohner, auf die Umwelt und die Infrastruktur. Immer mehr Städte und Länder ergreifen heute schon Maßnahmen, um die Touristenströme zu regulieren und die negativen Auswirkungen zu minimieren.
Überfüllte Städte und was sie dagegen tun
Viele europäische Städte, unter anderem Amsterdam und Paris, wollen dagegen vorgehen. Amsterdam hat 2024 die Touristensteuer auf 12,5 Prozent erhöht und Beschränkungen für große Busse sowie Kreuzfahrtschiffe eingeführt. Paris erhöhte die Touristensteuer um 200 Prozent, um öffentliche Verkehrsmittel zu verbessern und Überfüllung während der Olympischen Spiele 2024 zu vermeiden. Dadurch sollen einerseits die Touristenströme gelenkt werden, andererseits soll die Lebensqualität der Einwohnerinnen und Einwohner geschützt werden.
Beispiel Griechenland
Griechenland ist ein weiteres Beispiel für ein Land, das mit Overtourism kämpft. Besonders die Inseln Santorini und Mykonos haben unter der großen und weiter steigenden Anzahl von Kreuzfahrtschiffen gelitten. Die griechische Regierung will daher die Anzahl der Kreuzfahrtschiffe und deren Passagiere pro zu begrenzen. Zusätzlich wird in die Erhaltung und den Schutz der historischen Stätten investiert, um diese vor den schädlichen Auswirkungen des Massentourismus zu bewahren.

Overtourism in Städten: Wo kein Raum für Privates bleibt
Istanbul war 2023 die weltweit am meisten besuchte Stadt: 20,2 Millionen Gäste aus dem Ausland haben die Stadt am Bosporus besucht. An zweiter Stelle folgt London vor Dubai und Antalya. Doch es sind nicht diese Städte, die jetzt etwas gegen Overtourism machen wollen oder müssen, sondern etliche andere:
Venedig: Wenig Platz, viel Touristen
Venedig ist sicher das bekannteste Beispiel für Overtourism. Diese Stadt, die auf mehr als 100 kleinen Inseln in einer Lagune an der Adria erbaut wurde, hat im Vorjahr 5,7 Millionen Touristen angelockt – das sind bedrohliche Massen angesichts der Einwohnerzahl von gerade mal 252.000 Menschen, die Venedig ihre Heimat nennen. An einem typischen Tag in der Hochsaison können mehr als 100.000 Besucher durch die engen Gassen und über die berühmten Brücken der Stadt strömen. Dies führt nicht nur zu überfüllten Sehenswürdigkeiten wie dem Markusplatz und der Rialtobrücke, sondern auch zu erheblichen Belastungen der Infrastruktur (und zu exorbitant hohen Preisen). Die Einwohnerzahl der Stadt ist in den letzten Jahrzehnten sogar immer weiter gesunken, teilweise aufgrund der hohen Lebenshaltungskosten und der Schwierigkeiten, im Tourismus-bedingten Gedränge zu leben.
Barcelona: Zwischen Kultur und Touristenmassen
Die Hauptstadt Kataloniens erlebt ebenfalls extreme Formen von Overtourism. Die Stadt ist bekannt für die Architektur von Antoni Gaudí, darunter die berühmte Sagrada Família und der Park Güell. Doch die Flut von Touristinnen und Touristen hat zu wachsenden Spannungen zwischen Einheimischen und Besuchern geführt. Überfüllte Straßen und Attraktionen sowie steigende Mieten und Lebenshaltungskosten sind nur einige der Probleme, die Overtourism mit sich bringt. Auch Taschendiebstähle sind längst an der Tagesordnung. Die Stadtverwaltung hat Maßnahmen ergriffen, um den Zustrom zu kontrollieren, einschließlich Beschränkungen für neue Hotels und eine Reduzierung der Anzahl von Kreuzfahrtschiffen, die im Hafen anlegen dürfen.
Amsterdam: Kanäle unter Druck
Die Stadt sieht sich ebenfalls den unterschiedlichen Herausforderungen des Overtourism gegenüber. Im Vorjahr wollten 9,4 Millionen Besucher für mindestens eine Nacht in der niederländischen Hauptstadt bleiben, um die berühmten Museen, das Anne-Frank-Haus und die vielen kulturellen Veranstaltungen zu erleben. Die hohe Anzahl an Touristen hat jedoch dazu geführt, dass die Stadt unter Druck steht, insbesondere in den zentralen Bezirken. Um dem entgegenzuwirken, hat Amsterdam verschiedene Maßnahmen eingeführt, darunter Werbekampagnen, die Touristen ermutigen, weniger bekannte Teile der Stadt zu besuchen, sowie eine Begrenzung der Anzahl von Airbnb-Vermietungen.
Dubrovnik: UNESCO-Weltkulturerbe in Gefahr
Dubrovnik ist bei europäischen Reisenden schon seit langem bekannt, bei US-Touristen wurde die Stadt durch die TV-Serie „Game of Thrones“ berühmt und erlebte in der Folge einen sprunghaften Anstieg der Besucherzahlen. Außerdem gilt Dubrovnik als unverzichtbares Ziel für Mittelmeer-Kreuzfahrten. Die Auswirkungen des Overtourism sind hier besonders gravierend, da die empfindliche historische Struktur der Stadt durch die Massen an Besuchern gefährdet wird. Dubrovnik gilt neben Venedig und Barcelona heute als Destination, die am meisten unter Übertourismus zu leiden hat. Die Stadt hat daher begonnen, die Anzahl der Kreuzfahrtschiffe, die täglich anlegen dürfen, zu begrenzen und plant weitere Maßnahmen, um den Touristenstrom besser zu regulieren. Auch hier ist es aber ein Kampf zwischen dem Tourismuseinnahmen und der Lebensqualität – oft verlaufen Konflikte mitten durch Familien, wenn Menschen etwa in Hotels oder Restaurants arbeiten.
Massentourismus – die Gründe für den Ansturm der Reisenden
Doch weshalb ist es überhaupt zu dieser Entwicklung gekommen, was sind die Gründe für Overtourism? Wir haben die wichtigsten definiert:
Wirtschaftliche Faktoren
Globale Erhöhung des Einkommensniveaus
In den letzten Jahrzehnten hat die Zunahme des globalen Einkommensniveaus es mehr Menschen ermöglicht, zu reisen. Besonders in Schwellenländern wie China und Indien haben wachsende Mittelschichten das internationale Reisen für Millionen zugänglich gemacht. Dies hat zu einem signifikanten Anstieg der Touristenzahlen weltweit geführt. Vereinfacht gesagt: Immer mehr Menschen können sich Reisen leisten und wollen die schönsten Destinationen selbst erleben.
Billigfluggesellschaften
Die Verbreitung von Billigfluggesellschaften hat das Reisen erschwinglicher gemacht als je zuvor. Günstige Flugtickets ermöglichen es Touristen, häufig und kurzfristig zu reisen, was besonders bei Städtereisen zu einem Anstieg der Besucherzahlen geführt hat. Diese Airlines haben das Modell des Massentourismus weiter befeuert, indem sie das Reisen in ehemals weniger zugängliche Ziele erleichtert haben. Ein Beispiel dafür ist Ryanair, inzwischen die größte Fluggesellschaft in Europa. Mit seiner aggressiven Marketingtaktik, dem Fokus auf kleinere Flughäfen (etwa Bergamo statt Mailand) und dem Verzicht auf Services (die stattdessen extra kosten) hat Ryanair ein enormes Wachstum hingelegt – und ermöglicht es mehr Menschen, günstig zu verreisen – etwa auch übers Wochenende in eine der oben erwähnten Städte wie Venedig oder Amsterdam.
Tourismus als wirtschaftlicher Motor
Viele Länder und Städte haben erkannt, dass Tourismus ein wesentlicher wirtschaftlicher Motor sein kann. Investitionen in touristische Infrastruktur und Marketingkampagnen zur Anziehung von Besucherinnen und Besichern sind weit verbreitet. Regierungen und lokale Behörden fördern den Tourismus, um Arbeitsplätze zu schaffen und die lokale Wirtschaft anzukurbeln, oft ohne die langfristigen Folgen für die Gemeinschaften und die Umwelt zu berücksichtigen.
Technologische Faktoren
Internet und Soziale Medien
Das Internet und insbesondere soziale Medien spielen eine entscheidende Rolle beim Anstieg des Overtourism. Plattformen wie Instagram und Facebook ermöglichen es, Bilder und Erlebnisse schnell und weitreichend zu teilen. Dadurch werden bestimmte Destinationen viral und ziehen in kürzester Zeit Massen an Touristen an. Orte, die durch Social Media berühmt werden, erleben oft einen plötzlichen und unvorhergesehenen Besucheransturm. Das kann auch zu teils perversen Auswüchsen führen, etwa wenn vorher kaum bekannte Attraktionen plötzlich von Massen besucht werden.
Online-Reisebuchungen
Die Digitalisierung des Reisebuchungsprozesses hat das Planen und Buchen von Reisen extrem vereinfacht. Plattformen wie Airbnb, Booking.com und Expedia ermöglichen es Touristen, mit wenigen Klicks Unterkünfte und Aktivitäten zu buchen, oft zu günstigen Preisen. Dies hat zu einer Demokratisierung des Reisens geführt, die jedoch auch zur Überlastung bestimmter Destinationen beigetragen hat.
Historische und kulturelle Faktoren
Historische Anziehungspunkte
Viele touristische Hotspots haben eine reiche historische und kulturelle Bedeutung, die seit Jahrhunderten Besucher anzieht. Sehenswürdigkeiten wie alte Ruinen, historische Städte und kulturelle Wahrzeichen sind Tourismus-Magneten. Die Faszination für Geschichte und Kultur zieht jedes Jahr Millionen von Besuchern an, was in Kombination mit modernen Reisemöglichkeiten zu Overtourism führen kann.
Kulturelle Veranstaltungen und Festivals
Große kulturelle Veranstaltungen und Festivals können ebenfalls zu einer Überlastung von Städten führen. Diese Events ziehen oft internationale Besucher an, die für kurze Zeiträume eine enorme Anzahl von Menschen in die Städte bringen. Während solche Veranstaltungen wirtschaftliche Vorteile bringen, können sie die Infrastruktur und Ressourcen stark belasten.
Gesellschaftliche Faktoren
Reiselust der Millennials und Generation Z
Auch die jüngeren Generationen, insbesondere Millennials und die Generation Z, legen Wert auf Erfahrungen und Reisen – ganz zu Recht. Diese Gruppen nutzen oft soziale Medien, um ihre Reisen zu planen und inspirieren dadurch ihre Freunde und Verwandte, ebenfalls zu reisen. Der Drang, neue Orte zu entdecken und Erfahrungen zu teilen, trägt zur Zunahme des Tourismus bei.
Massen- und Gruppentourismus
Gruppenreisen und Pauschalreisen sind weiterhin populär und tragen erheblich zu Overtourism bei. Diese Reiseformate führen oft große Gruppen von Touristen gleichzeitig an bestimmte Orte, was die Infrastruktur belasten und die Besucherzahlen künstlich in die Höhe treiben kann. Und: Je teurer individuelles Reisen wird – etwa wegen der Inflation – desto preiswerter und damit attraktiver werden Pauschalreisen.

Beliebte Reiseziele und Overtourism
Was bedeutet Overtourism nun konkret für verschieden Länder? Wir haben ja schon von Städten gesprochen, die von Overtourism betroffen sind. Aber auch ganze Länder stöhnen darunter.
Der Grund: Die Zahl der Reisenden wächst. Weltweit wurden 2023 rund 1,3 Milliarden internationale Besucher gezählt, das waren also ausschließlich grenzüberschreitende Reisen. Das waren dabei die beliebtesten Reiseziele in Europa:
- Frankreich: 100 Millionen internationale Ankünfte
- Spanien: 85,2 Millionen
- Italien: 57,2 Millionen
- Vereinigtes Königreich: 37,2 Millionen
- Deutschland: 34,8 Millionen
- Griechenland: 32,7 Millionen
- Österreich: 30,9 Millionen
Überfüllte Sehenswürdigkeiten: Massenhaft staunen
Eiffelturm, Stonehenge, Angkor Wat – wer kennt diese Sehenswürdigkeiten nicht? Und wer würde sie nicht gerne selbst besuchen? Die Antwort: Wir alle! Das Problem: „Wir“ sind halt viele – und daher sind viele Attraktionen weit weniger schön, als uns das Instagram und Reiseprospekte weismachen wollen.
Europa
- Eiffelturm, Frankreich – das Wahrzeichen von Paris zieht täglich tausende Touristen an, was zu langen Wartezeiten und starker Abnutzung führt.
- La Sagrada Familia, Spanien – Gaudís Meisterwerk in Barcelona ist ständig überfüllt, was den Zugang und die Besichtigung erschwert.
- Schloss Neuschwanstein, Deutschland – das Märchenschloss leidet unter den Massen von Touristen, die es täglich besuchen und die Umgebung belasten.
- Stonehenge, Großbritannien – diese prähistorische Stätte ist durch den Ansturm der Besucher bedroht, was die Erhaltung der Steine erschwert.
- Colosseum, Italien – das antike Amphitheater in Rom wird von Touristenmassen überrannt, was die historischen Strukturen gefährdet.
Asien
- Maya Bay, Thailand – bekannt aus dem Film „The Beach“, musste die Bucht wegen irreparabler Umweltschäden zeitweise für Touristen geschlossen werden.
- Angkor Wat, Kambodscha – der Tempelkomplex zieht täglich tausende Touristen an, was zu einer raschen Abnutzung der antiken Strukturen führt.
- Kyoto, Japan – die berühmten Tempel und Schreine der Stadt sind oft überfüllt, was die Ruhe und Spiritualität dieser Orte beeinträchtigt.
- Bali, Indonesien – diese Insel leidet unter Umweltverschmutzung und Wasserknappheit aufgrund des starken Touristenaufkommens.
- Taj Mahal, Indien – der berühmte Palast sieht sich mit Menschenmassen konfrontiert, die den Marmorboden und die umliegenden Gärten beschädigen.
Nordamerika
- Times Square, New York, USA – der Platz mitten in New Yor City ist ständig überfüllt, was sowohl Touristen als auch Einheimische beeinträchtigt.
- Grand Canyon, USA – der Nationalpark erlebt starken Besucherdruck, was die Naturpfade und die Tierwelt belastet.
- Niagara Fälle, USA/Kanada – die berühmtesten Wasserfälle der Welt sind von Touristen überlaufen, was die Infrastruktur und die natürliche Schönheit der Umgebung beeinträchtigt.
- Chichén Itzá, Mexiko – die Maya-Ruinen sind so stark frequentiert, dass der Zugang zu einigen Bereichen eingeschränkt wurde, um sie zu schützen.
- Banff National Park, Kanada – der kanadische Nationalpark sieht sich mit einem exponentiellen Anstieg der Besucherzahlen konfrontiert, was die Umwelt und die Tierwelt bedroht.

Overtourism in Hoi An: Das Beispiel in Vietnam
Hoi An, die Stadt in Zentralvietnam, ist bekannt für ihre gut erhaltene Altstadt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Doch was einst ein idyllisches Reiseziel für Kulturinteressierte war, gilt heute als Paradebeispiel für Overtourism. Der Massentourismus hat nicht nur das historische Ambiente beeinträchtigt, sondern auch das tägliche Leben der Einwohner verändert.
Fakt ist: Die Zahl der Touristen, die Hoi An besuchen, hat in den letzten Jahren drastisch zugenommen. Während die Stadt 2015 noch rund 2,1 Millionen Besucher zählte, stieg diese Zahl bis 2019 auf mehr als fünf Millionen an. Diese Flut an Touristinnen und Touristen hat zu einer Reihe von Problemen geführt, darunter überfüllte Straßen, Umweltverschmutzung und eine Zunahme von touristisch geprägten Geschäften, die traditionelle Handwerksbetriebe verdrängen. Ein weiteres Problem ist die Beeinträchtigung der historischen Stätten. Die Altstadt von Hoi An, bekannt für ihre gut erhaltenen Gebäude aus dem 15. bis 19. Jahrhundert, leidet unter der Belastung durch die Massen an Touristen. Die ständige Bewegung von Besuchern trägt zur Erosion der Bausubstanz bei und führt zu einer schnelleren Abnutzung der historischen Strukturen.
Die wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen
Der wirtschaftliche Nutzen des Tourismus ist unbestritten. Viele Einwohner leben vom Tourismus, sei es durch den Betrieb von Hotels, Restaurants oder Souvenirläden. Doch die Kehrseite der Medaille ist eine zunehmende Abhängigkeit von dieser Branche, die die lokale Wirtschaft anfällig für globale Tourismuskrisen macht, wie sie etwa durch die COVID-19-Pandemie deutlich wurde. Sozial gesehen hat der Overtourism auch die Lebensqualität der Einwohner von Hoi An beeinträchtigt. Die Kosten für Wohnraum sind gestiegen, da viele Immobilien in Ferienunterkünfte umgewandelt wurden. Dies zwingt viele Einheimische, aus der Altstadt in weniger zentrale Gebiete zu ziehen, was zu einer Entwurzelung und dem Verlust der sozialen Gemeinschaft beiträgt.
Nachhaltige Lösungen und Initiativen
Um den negativen Auswirkungen des Overtourism entgegenzuwirken, hat Hoi An begonnen, nachhaltigere Tourismusstrategien zu entwickeln. Eine wichtige Maßnahme ist die Einführung von Besucherobergrenzen für bestimmte historische Stätten, um die Abnutzung zu minimieren. Zudem wurden Eintrittsgebühren für die Altstadt erhöht, um die Einnahmen für den Erhalt der historischen Gebäude zu nutzen. Letztlich spielen sowohl die Einheimischen als auch die Touristen eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung des Overtourism. Bewohnerinnen und Bewohner von Hoi An sind aufgefordert, sich aktiv an den Erhalt ihrer Stadt zu beteiligen und nachhaltige Geschäftsmodelle zu entwickeln. Touristen hingegen sollten sich bewusst sein, dass ihr Verhalten direkten Einfluss auf die Destination hat. Verantwortungsbewusstes Reisen bedeutet, sich über die Auswirkungen des eigenen Handelns zu informieren und nachhaltige Entscheidungen zu treffen.
Nachhaltiger Tourismus – das Gegenteil von Massentourismus?
Ein erfolgreiches Beispiel für nachhaltigen Tourismus ist Costa Rica. Das Land hat sich einen Namen gemacht, indem es ökologische Schutzgebiete und nachhaltige Tourismuspraktiken fördert. Reisende können in umweltfreundlichen Lodges übernachten, die lokale Gemeinschaften unterstützen, und an Aktivitäten wie Vogelbeobachtung oder nachhaltigem Surfen teilnehmen. Ein weiteres Beispiel ist Bhutan, das eine Politik des „High Value, Low Impact“-Tourismus verfolgt. Durch strenge Einreisebeschränkungen und hohe tägliche Gebühren stellt Bhutan sicher, dass nur eine begrenzte Anzahl von Touristen das Land besucht, was die kulturelle und natürliche Integrität bewahrt.
Overtourism – was kann ich selbst tun?
Als Reisende haben wir die Macht, durch unser Verhalten und unsere Entscheidungen einen positiven Einfluss zu nehmen. In diesem Artikel erfährst du, wie du verantwortungsbewusst reisen und zum Schutz der Umwelt beitragen kannst.
Tipp 1: Informiere dich vorab
Bevor du eine Reise planst, informiere dich gründlich über dein Reiseziel. Suche nach Informationen über die beste Reisezeit, um die Hochsaison zu vermeiden, und erkunde alternative Sehenswürdigkeiten abseits der üblichen Touristenpfade. Reiseführer und Blogs bieten oft wertvolle Tipps für weniger bekannte, aber ebenso lohnenswerte Orte.
Tipp 2: Unterstütze lokale Unternehmen
Statt in großen Hotelketten zu übernachten, wähle kleinere, familiengeführte Unterkünfte. Sie bieten nicht nur eine authentischere Erfahrung, sondern unterstützen auch die lokale Wirtschaft. Besuche lokale Restaurants, Märkte und Geschäfte, um die ansässigen Unternehmer zu fördern. Dies hilft, die Einnahmen innerhalb der Gemeinschaft zu halten und trägt zur Erhaltung lokaler Traditionen und Kulturen bei.
Tipp 3: Respektiere die Kultur und Umwelt
Achte darauf, die lokale Kultur und Bräuche zu respektieren. Informiere dich über die Verhaltensweisen und Kleidungsvorschriften deines Reiseziels, um respektvoll aufzutreten. Zudem ist es wichtig, die Umwelt zu schützen. Vermeide es, Müll zu hinterlassen, und nutze wiederverwendbare Produkte wie Wasserflaschen und Einkaufstaschen. Viele Reiseziele haben Probleme mit Plastikmüll, und dein Beitrag kann helfen, diese Belastung zu verringern.
Tipp 4: Vermeide überfüllte Orte
Versuche, überfüllte Sehenswürdigkeiten zu meiden oder außerhalb der Stoßzeiten zu besuchen. Dies trägt nicht nur zu einem angenehmeren Erlebnis bei, sondern hilft auch, den Druck auf diese Orte zu reduzieren. Erkunde stattdessen weniger bekannte Sehenswürdigkeiten oder Naturschutzgebiete, die ebenso faszinierend sind und oft weniger frequentiert werden.
Tipp 5: Nutze umweltfreundliche Verkehrsmittel
Wenn möglich, wähle umweltfreundliche Verkehrsmittel wie Zug, Bus oder Fahrrad, um dein Reiseziel zu erkunden. Viele Städte bieten gut ausgebaute öffentliche Verkehrssysteme und Radwege, die eine nachhaltige Fortbewegung ermöglichen. Bei Langstreckenreisen kann die Wahl einer Direktverbindung den CO2-Ausstoß reduzieren, da Starts und Landungen besonders viel Treibstoff verbrauchen.
Tipp 6: Engagiere dich für Nachhaltigkeit
Viele Reiseziele bieten die Möglichkeit, sich aktiv für den Umweltschutz und die Gemeinschaft zu engagieren. Teilnahme an lokalen Aufräumaktionen, Freiwilligenarbeit in Naturschutzprojekten oder Unterstützung von Bildungsprogrammen sind nur einige Möglichkeiten, einen positiven Beitrag zu leisten. Diese Aktivitäten bieten zudem eine tiefere Verbindung zum Reiseziel und seinen Bewohnern.
Tipp 7: Bewusster Konsum
Vermeide den Kauf von Souvenirs, die aus gefährdeten Pflanzen oder Tieren hergestellt wurden. Achte darauf, dass deine Mitbringsel aus nachhaltigen Materialien stammen und die lokale Kultur respektieren. Indem du bewusst konsumierst, trägst du zum Schutz der natürlichen Ressourcen und zur Förderung nachhaltiger Praktiken bei.
Overtourism 2024: Welche Reiseziele sind noch nicht entdeckt?
In den letzten Jahren hat der Overtourism viele der bekanntesten Reiseziele der Welt überrannt und sowohl die Umwelt als auch die Lebensqualität der Einheimischen beeinträchtigt. Während Städte wie Venedig, Barcelona und Hoi An mit einer Überflutung von Besuchern kämpfen, gibt es noch zahlreiche weniger bekannte Orte, die es zu entdecken gilt. Diese Destinationen bieten authentische Erlebnisse und unberührte Natur, ohne die negativen Effekte des Massentourismus. In diesem Artikel stellen wir einige dieser versteckten Juwelen vor, die abseits der ausgetretenen Pfade liegen.
Albanien: Die unentdeckte Perle des Balkans
Albanien, oft übersehen zugunsten seiner bekannteren Nachbarn Griechenland und Kroatien, bietet atemberaubende Landschaften und eine reiche Kulturgeschichte. Die albanische Riviera, mit ihren kristallklaren Stränden und charmanten Küstenstädten wie Himara und Dhermi, ist ein Paradies für Sonnenanbeter. Das Landesinnere begeistert mit seiner bergigen Landschaft, historischen Städten wie Berat und Gjirokaster sowie dem majestätischen Llogara-Pass, der spektakuläre Ausblicke bietet.
Georgien: Wo Europa auf Asien trifft
Georgien, an der Schnittstelle von Europa und Asien gelegen, bietet eine faszinierende Mischung aus Kulturen, Landschaften und Traditionen. Die Hauptstadt Tiflis beeindruckt mit ihrer Altstadt, Thermalbädern und einer lebendigen Kunstszene. Für Naturliebhaber sind die Bergregionen Swanetien und Kasbegi ein Muss, mit ihren schneebedeckten Gipfeln, alten Wehrtürmen und abgelegenen Dörfern. Der Weinanbau hat hier eine lange Tradition, und Besucher können einige der ältesten Weinberge der Welt erkunden.
Namibia: Wüstenzauber und Tierparadiese
Namibia, im südwestlichen Afrika gelegen, bietet einige der dramatischsten Landschaften des Kontinents. Die Namib-Wüste, mit ihren roten Sanddünen, ist eine der ältesten und schönsten Wüsten der Welt. Im Etosha-Nationalpark können Besucher auf Safari gehen und Elefanten, Löwen, Nashörner und viele andere Wildtiere beobachten. Die Skeleton Coast, bekannt für ihre rauen Küstenlandschaften und Schiffswracks, bietet eine einzigartige Kombination aus Natur- und Abenteuertourismus.
Laos: Das ruhige Herz Indochinas
Während Thailand und Vietnam oft im Mittelpunkt des Interesses stehen, bleibt Laos ein ruhiges und weniger überlaufenes Reiseziel. Die Stadt Luang Prabang, ein UNESCO-Weltkulturerbe, besticht durch ihre gut erhaltenen französischen Kolonialgebäude, buddhistischen Tempel und die atemberaubenden Kuang Si Wasserfälle. Der Mekong-Fluss bietet spektakuläre Landschaften und Einblicke in das ländliche Leben, während die Ebene der Tonkrüge in der Provinz Xieng Khouang archäologische Rätsel bereithält.
Slowenien: Europas verstecktes Juwel
Slowenien, im Herzen Europas gelegen, vereint alpine Schönheit, mediterranes Flair und unberührte Natur. Die Hauptstadt Ljubljana ist bekannt für ihre Jugendstilarchitektur und grünen Parks. Der Bleder See, umgeben von den Julischen Alpen, bietet ein malerisches Setting mit seiner Inselkirche und der darüber thronenden Burg. Der Triglav-Nationalpark ist ein Paradies für Wanderer und Naturfreunde, während die Höhlen von Postojna und Skocjan faszinierende unterirdische Welten eröffnen.
Weitere Ziele, die weniger Touristen anlocken
Aserbaidschan – Baku beeindruckt mit einer Mischung aus moderner Architektur und antiken Stätten.
Bhutan – das Königreich verfolgt eine Politik des „High Value, Low Impact“-Tourismus, was zu weniger, aber bewussteren Besuchern führt.
Bosnien und Herzegowina – Sarajevo und Mostar bieten eine reiche Geschichte und beeindruckende Landschaften ohne große Touristenströme.
Kirgisistan – die atemberaubende Berglandschaft des Tien Shan ist ein Paradies für Wanderer und Abenteurer.
Madagaskar – Flora und Fauna der Insel ziehen Naturliebhaber an, aber die touristische Infrastruktur bleibt gering.
Mongolei – sie endlosen Steppen und nomadische Kultur bieten ein authentisches Erlebnis fernab vom Massentourismus.
Montenegro – Adriaküste und die Berge bieten beeindruckende Landschaften und kulturelle Schätze, die noch nicht überlaufen sind.
Nepal – abseits der Trekkingpfade des Everest bieten Städte wie Pokhara und Chitwan ruhige und authentische Erlebnisse.
Oman –Wüstenlandschaften und historische Städte bieten eine authentische arabische Erfahrung ohne die Massen.
Paraguay – dieses Land in Südamerika ist noch weitgehend unentdeckt und bietet eine reiche Kultur und beeindruckende Natur.
Ruanda – bekannt für seine Gorillas, bietet das Land auch wunderschöne Landschaften und eine reiche Kultur abseits der Haupttouristenrouten.
Sao Tome und Principe – die kleinen Inseln im Golf von Guinea bieten unberührte Strände und eine entspannte Atmosphäre.
Serbien – Belgrad und Novi Sad bieten eine lebendige Kulturszene und historische Stätten, die noch nicht überlaufen sind.
Tasmanien, Australien – die Insel bietet wilde Landschaften und eine reiche Tierwelt, die noch wenig von Touristen besucht wird.
Uruguay – Montevideo und die Küstenstädte bieten eine entspannte Atmosphäre und kulturelle Schätze, die noch nicht überlaufen sind.
Svalbard, Norwegen – die abgelegene Inselgruppe bietet atemberaubende arktische Landschaften und einzigartige Tierbeobachtungen ohne große Touristenmengen.