Postando Postkarte App

Interview mit Postando-Gründer Dennis Goetjes über den Wert von Postkarten, sein Geschäftsmodell und welche Motive die Nutzer am liebsten versenden.

Rasch das Handy zur Hand genommen, eines (oder mehrere) Bilder aufgenommen, ebenso rasch über WhatsApp, Facebook oder Instagram an den mehr oder weniger interessierten Freundes- und Familienkreis senden. Früher war alles anders: Da gab es maximal einen Anruf pro Woche an die Daheimgebliebenen. Und natürlich die unvermeidbare Postkarte, die kryptische Informatonen („Mir geht es gut“) enthielt und oft erst einige Zeit nach dem Ende des Urlaubs eintrudelte. Dafür hatte sie deutlich mehr Charme als die Massenfotografie.

Ein deutsches Unternehmen will nun für ein Revival der guten, alten Postkarte sorgen: Postando heißt das junge Unternehmen, seine App zum Gestalten und Versenden einer klassischen Karte via Post ebenso. Die Idee ist nicht ganz neu, es gibt ähnliche Angebote schon seit längerem – nicht alle davon waren erfolgreich. Konkurrenten sind in Österreich unter anderem die Post AG mit ihrer eigenen Postkarten-App, in Deutschland auch MyPostcard – seit vorigem Jahr ersetzt deren App die „Funcard“ der Deutschen Post, denn die beiden Unternehmen kooperieren.

Postando will mit einer schlanken App und einfacher Handhabung langfristig erfolgreich(er) sein. 2016 wurde die Firma in Frankfurt am Main von den drei Studienfreunden Johannes Duttenhöfer, Dennis Goetjes und Christoph Baumann gegründet. Im Gegensatz zu anderen Anbietern soll der Fokus auf einer möglichst einfachen und raschen Gestaltung liegen. Daher ist der Versand auch nur über die App (erhältlich für Android und Apple-Geräte) möglich, nicht über den PC.

Postando Postkarte App
Postando-App (Foto beigestellt)

Es können eigene (Urlaubs)Bilder oder Vorlagen verwendet werden, der Versand kostet 1,99 Euro (inklusive Porto). Die Empfänger erhalten dann eine Postkarte im klassischen Format 14,8 mal 10,5 Zentimeter. Seit kurzem können indirekt auch Videos mit der Postkarte mitgeschickt werden: Die Absender erstellen einen QR-Code, der auf der Karte aufgedruckt wird; die Empfänger scannen diesen und werden dann zum Video weitergeleitet. Dieses wurde von den Absendern direkt in der Postando-App erstellt und wird auch innerhalb dieser abgespielt.

Postando-Gründer im Interview

Dennis Goetjes, einer der Gründer von Postando, erläutert im Interview mit Reisekompass, welche Rolle heute noch die Postkarten spielen soll.

Postando Postkarte App
Postando-Gründer Dennis Goetjes (Foto beigestellt)

Reisekompass: Was war die Motivation zur Gründung von Postando?

Dennis Goetjes: Wir wollten möglichst vielen Menschen die Möglichkeit bieten, die traditionellen Werte einer Postkarte mit der rasant voranschreitenden Digitalisierung zu verbinden. Wir sind der Meinung, dass die Freude am Briefkasten über eine einfache Postkarte noch lange erhalten bleiben soll und glauben, dass durch die eigenen und selbst aufgenommenen Fotos dieses Gefühl noch verstärkt wird. Darüber hinaus ist der spannende Weg einer Gründung des eigenen Unternehmens ebenfalls eine starke Motivation an sich. Die täglichen Aufgaben und Herausforderungen machen uns extremen Spaß und schweißen das Gründerteam immer weiter zusammen.

Weshalb sollten Urlauber heute noch Postkarten senden, wenn es über das Smartphone doch rascher geht?

Mit dem Voranschreiten der Digitalisierung werden Nachrichten über WhatsApp, Facebook und Co. immer vergänglicher. Die hohe Anzahl der ausgetauschten Bilder und Impressionen ist immer schwieriger zu verarbeiten. Eine echte Postkarte mit Bildern seiner Liebsten im Briefkasten zaubert doch jedem Empfänger ein Lächeln ins Gesicht. Für eine Postkarte wird sich noch Zeit und Ruhe genommen, sodass dieses Produkt garantiert weniger untergeht, als ein geteiltes Foto über digitale Plattformen. Ganz nebenbei wird der Empfang einer Postkarte nachweislich emotional empfunden wie ein Geschenk. Wer macht seinen Mitmenschen nicht gerne eine derartige Freude?

Es gibt einige Konkurrenten – was macht Postando anders bzw. besser?

Wir haben uns von Beginn an zwei Leitsätze zum Ziel gesetzt: Wir wollen erstens „einfach“ und zweitens „nachhaltig“ sein.

Was bedeutet das genau?

In Bezug auf die Einfachheit unserer Postkarten-App sind wir überzeugt, dass die Bedienung und der Prozess vom eigenen Foto bis zur eigenen Postkarte im Briefkasten des Empfängers nicht leichter gestaltet werden könnte. Wir bieten unseren Nutzern eine freundliche Bedieneroberfläche, mit der die Erstellung einer Postkarte im Mittel rund ein Drittel weniger Klicks benötigt als bei der Konkurrenz. In Bezug auf die Nachhaltigkeit produzieren wir unsere Postkarten aus CO2-freundlichem Papier. Vergleicht man dieses Papier mit dem Standardpapier einer Postkarte und bezieht die Mengen auf den deutschen Postkartenmarkt, kann mit dieser Maßnahme der CO2-Ausstoß von ca. 5000 Fahrten mit einem PKW quer durch Deutschland eingespart werden. Darüber hinaus suchen wir aktuell einen Kooperationspartner, um gezielte Aktionen hinsichtlich Nachhaltigkeit und Umwelt zu fördern.

Wie sieht das Geschäftsmodell aus, also woran verdient das Unternehmen?

Das Geschäftsmodell ist einfach: Wir bieten unseren Nutzern die Möglichkeit, ganz einfach Ihre Freude über Erlebnisse mit Familie, Freunden oder Bekannten zu teilen. Dabei haben wir mit einem Preis von 1,99 Euro für den Versand einer Postkarte ins Inland sowie ins Ausland ein sehr faires Pricingmodell mit geringen Margen. Unser Ziel ist es, unseren Service möglichst vielen Anwendern zur Verfügung zu stellen und zugänglich zu machen. Am Ende kann eine Profitabilität nur über den Mengenhebel funktionieren.

Wie sieht die Zielgruppe aus, wer nutzt Postando?

Unsere Zielgruppe ist interessanterweise sehr breit gestreut. Wir haben männliche sowie weibliche Nutzer in einem fast ausgewogenen Verhältnis mit einer leichten Tendenz zur Frau als den stärkeren Nutzer. In der Altersstruktur sind unsere Kunden zwischen 20 und 80 Jahre alt mit einem leichten Fokus im mittleren Alter zwischen 30 und 50.

Welche Motive werden häufig versendet?

Am liebsten versenden unsere Nutzer ihre ganz individuellen und eigenen Motive. Das freut uns, weil das eine der Motivationen für die Entwicklung der Postando-Postkarten-App war.  Die Anwendung von Vorlagen findet nur zu einem kleinen prozentualen Anteil statt. Hierbei liegen die Vorlagen in den Themenbereichen Weihnachtskarten und Geburtstagskarten vorne.

Wie sieht es mit dem Datenschutz aus, was tun Sie in dieser Hinsicht?

Wir haben unsere internen Prozesse sowie die IT-Landschaft von Beginn an im Hinblick auf die Datenschutzanforderungen sicher aufgestellt. Mit den hinzugekommenen Anforderungen und Änderungen im Rahmen der DSGVO aus dem Mai 2018 haben wir uns intensiv befasst und entsprechende Vorkehrungen getroffen. So werden die sensiblen Adressdaten der Postkartenempfänger beispielsweise zur Verarbeitung des Kundenauftrags verschlüsselt auf unseren Servern gespeichert und gemäß den gesetzlichen Vorgaben regelmäßig gelöscht.