Welcher Kaffee kann was? Die feinen Unterschiede im Wiener Kaffeehaus und anderswo.

„Eine Melange, bitte!“ „Und für mich einen Cappuccino.“ Gibt es da überhaupt einen Unterschied? In manchen Lokalen eher nicht, weil zweimal dasselbe serviert wird. Doch in Wirklichkeit gibt es sehr wohl Unterschiede zwischen der klassischen Wiener Melange und dem Cappuccino, wie er inzwischen weltweit konsumiert wird.

Im Folgenden eine Übersicht über die wichtigsten Arten, in Wien (und überall anders) Kaffee genießen:

Wiener Melange: Wir beginnen natürlich mit der Melange, wie sie in den Wiener Kaffeehäusern am liebsten (und am besten) serviert wird. Der Name leitet sich aus dem Französischen (melanger = mischen) ab und damit ist schon das Wichtigste gesagt: Es ist eine 1:1-Mischung aus einem kleinen Espresso (meist eher mildere Sorten) und heißer Milch. Oben drauf wird dann Milchschaum gegeben, allerdings niemals Schlagobers (oder für unsere deutschen LeserInnen: Sahne)! Die Melange wird in einer größeren Tasse serviert, ein Glas ist unpassend.

Die typische Wiener Melange (Bigstockphoto.com / VadimL)
Die typische Wiener Melange (Bigstockphoto.com / VadimL)

Cappuccino: Wird nach einem ähnlichen Prinzip gemacht, allerdings wird deutlich mehr Milchschaum verwendet und der Espresso als Grundlage wird mit stärkeren Sorten zubereitet; das Verhältnis Kaffee zu Milchschaum beträgt 1:2. Der Zubereitung des Schaums wird im Regelfall auch mehr Bedeutung beigemessen – Vollmilch ist dafür am besten geeignet.

Einspänner: Diese österreichische Spezialität besteht aus einem kleinen Mokka (siehe unten) und einer Portion Schlagobers oben drauf – das Ganze wird in einem Glas mit Henkel serviert. Der Einspänner ist nach einem solchen Pferdefuhrwerk bekannt, denn die Wiener Kutscher bevorzugten früher dieses Getränk, das sie während des Fahrens halten konnten.

Fiaker: Sozusagen die erwachsene Version des Einspänners – dieser wird einfach mit Zwetschkenbrand oder Kirschwasser verfeinert.

Mokka: Wird oft mit dem Espresso – also einem speziellen Kaffee, bei dem Wasser mit hohem Druck durch Kaffeemehl gepresst wird – gleichgesetzt, doch es gibt feine Unterschiede. Während der Espresso aus einer Mischung aus (vor allem) Arabica- und (etwas) Robusta-Sorten besteht, wird für einen richtigen Mokka Kaffee aus dem Jemen und aus Äthiopien verwendet. Bei beiden Arten ist der Koffein-Gehalt niedriger als bei Filterkaffee, was durch die stärkere Röstung verursacht wird – der Mokka wird sogar noch stärker geröstet.

Kleiner Brauner: Ein Espresso oder Mokka, dazu in einem kleinen Kännchen extra etwas Obers, das je nach Geschmack hinzugefügt wird.

Großer Brauner: Das Ganze in Groß gehalten – ein echter Muntermacher und eine gute Gelegenheit, in einem Wiener Kaffeehaus ganz lange sitzen zu bleiben, Zeitungen zu lesen und andere zu beobachten. Bisweilen ist das Obers bereits hinzugegeben.

Verlängerter: Dabei wird der Kaffee eines kleinen Mokkas oder eines kleinen Braunen mit der gleichen Menge heißen Wassers gestreckt – der Kaffee wird dadurch sozusagen schwächer. Man unterscheidet also zwischen dem „Verlängerten Schwarzen“ und einem „Verlängerten Braunen“.

Franziskaner: Entspricht einer Wiener Melange, doch statt des Milchschaums gibt es Schlagobers oben drauf.

Kapuziner: Eine Sonderform des kleinen Braunen, bei dem nur ganz wenig Obers zum Kaffee gegeben wird – somit entsteht die Farbe der Kapuzinerkutten. Gilt als Namensgeber für den Cappuccino.

Maria Theresia: Ein doppelter Mokka, zu dem Schlagobers und Orangenlikör gegeben werden.

Pharisäer: Die Wiener Variante des Irish Coffee, wobei statt Whiskey eben Rum genommen wird. Besteht also aus Kaffee, Obers und Rum.

Latte Macchiato: Dieser ist an den drei Schichten erkennbar: Milch, Kaffee und Milchschaum. Es wird zunächst heiße Milch in das Glas gegossen, dann der Milchschaum. Dann wird der Espresso eingefüllt, der sich zwischen diesen beiden Schichten absetzt.

Caffè Latte: Hier wird zuerst der Espresso eingefüllt, dann die heiße Milch und drauf etwas Milchschaum. Wird üblicherweise in einer Tasse, nicht im Glas serviert.

Café au lait: In Frankreich wird so der Milchkaffee (Filterkaffee oder Espresso und Milch zu gleichen Teilen) bezeichnet.

Häferlkaffee: Filterkaffee, der mit viel Milch in einer großen Tasse – das ist das namensgebende Häferl – serviert wird.

Kännchen Kaffee: Es ist eine Todsünde in einem Wiener Kaffeehaus, so etwas zu bestellen. Man kann sicher sein, ignoriert zu werden.

 

 

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