Click&Boat

Das AirBnB für Boote segelt auf Wachstumskurs: Österreich und Deutschland zählen zu den Hoffnungsmärkten des französischen Anbieters Click&Boat.

Als AirBnB für Boote wurde die Plattform Click&Boat bereits bezeichnet – und tatsächlich gibt es große Ähnlichkeiten: So wie das US-Unternehmen die Buchung und Vermietung von Ferienwohnungen vereinfacht und zum weltweiten Erfolgsmodell gemacht hat, will Click&Boat das Leihen von Booten mit wenigen Klicks ermöglichen. Gegründet wurde das Unternehmen 2013 von Edouard Gorioux und Jérémy Bismuth, die damals eine Nische für den Verleih von Booten entdeckten.

Click&Boat wendet sich auch an Hobby-Kapitäne (Foto: Ian Keefe via Unsplash)

Zunächst war die Plattform für Bootseigner gedacht, die mit dem Verleihen ihrer Boote etwas verdienen wollten, die ja meistens nur wenige Wochen oder gar Tage genutzt werden. Später kamen auch professionelle Vermieter dazu.

Click&Boat: Vom Mini-Boot bis zur Superyacht

Die beiden Gründer waren offenbar zur rechten Zeit gestartet: Heute können über Click&Boat rund 30.000 Boote in 50 Ländern angemietet werden; rund 300.000 Mitglieder haben sich bisher registriert. Die Auswahl an Booten reicht vom kleinen Motorboot über Segelboote bis zu Superyachten, die mehrere hunderttausend Euro pro Woche kosten.

Zuletzt wurde der deutsche Markt ausgebaut, wo es derzeit rund 11.000 Kunden gibt; auch Österreich zählt zu den Wachstumsmärkten. Mehr als die Hälfte des Umsatzes macht Click&Boat derzeit außerhalb Frankreichs, Tendenz steigend. Anfang August wurde der Mitbewerber Océan Evasion übernommen, der vor allem exotische Ziele im Angebot hat.

Interview mit Edouard Gorioux

Im Interview mit Reisekompass berichtet Edouard Gorioux, einer der beiden Gründer, über die weiteren Pläne und welche Rolle Österreich spielt.

Reisekompass: Was war Ihre Motivation, eine Plattform für Bootsverleih zu gründen?

Click&Boat Reisekompass
Eduoard Gorioux, Gründer von Click&Boat (Foto: beigestellt)

Edouard Gorioux: Click&Boat wurde aus einer einfachen Feststellung heraus gegründet: Die etwa eine Million Boote in Frankreich werden durchschnittlich nur 10 Tage pro Jahr genutzt. Das verursacht hohe laufende Kosten für Wartung, Versicherung und Hafenplätze, was jährlich etwa 10% des ursprünglichen Kaufpreises ausmacht. Jérémy Bismuth und ich kamen bei unseren zahlreichen Besuchen in französischen Häfen auf die Idee einer kooperativen Plattform, die es den Bootsbesitzern ermöglichen sollte, ihr Boot vertrauensvoll und risikofrei gewinnbringend zu nutzen.

Wie sieht Ihr Geschäftsmodell aus, also womit verdienen Sie Geld?

Wir erhalten bei jeder Buchung eine Provision, welche bei jedem Bootsverleih einen Prozentsatz des auf der Website angegebenen Preises beträgt.

Wie wichtig ist der österreichische Markt für Ihr Unternehmen?

Der österreichische Markt ist definitiv nicht zu unterschätzen, allerdings ist dieser bei Click&Boat noch relativ klein. Dennoch sehen wir hier definitiv Potenzial.

Kroatien ist für Österreicher, die gerne mit dem Boot fahren, die wichtigste Destination. Wie beurteilen Sie das Angebot dort?

Kroatien ist eines der beliebtesten Länder im deutschsprachigen Raum. Dementsprechend bieten wir hier verschiedenste Typen von Booten in zahlreichen Städten in Kroatien an. Preislich ist auch hier für jeden etwas dabei.

Sind die meisten Ihrer Kunden aus Mitteleuropa mit Skipper unterwegs oder alleine?

Die meisten Kunden aus Mitteleuropa sind ohne Skipper unterwegs. Allerdings kommt es hier ganz auf den Bootstyp an. Bei Segelbooten und Katamaranen bis ca. 50 Fuß ziehen es die meisten vor allein zu segeln, wenn Sie den Schein haben. Allerdings gibt es auch Familien oder Pärchen, die zwar einen Führerschein haben, allerdings einen Urlaub ohne die Verantwortung für das Boot genießen möchten und sich deshalb einen Skipper leisten. Yachten werden ausnahmslos nur mit Crew vermietet.

Beim Leihen von Booten spielen Haftungs- und Versicherungsfragen eine Rolle. Wie wichtig ist das bei der Buchung von Booten?

Bei Click&Boat sind alle Boote zu 100 Prozent durch ihren Vermieter für die Bootsvermietung versichert. Für eine Bootsmiete „ohne Kapitän“ unterschreibt der Bootsvermieter eine zusätzliche Versicherung.

Welche Rolle spielen Umweltthemen, beispielsweise Boote mit Solarantrieb?

Der Trend startet derzeit. Allerdings ist es noch zu früh, um hier ein großes Angebot zu haben – das gilt für Click&Boat und für alle Wettbewerber. Dennoch arbeiten wir daran und wollen unseren Kunden alle Arten des Segelns anbieten.

Welche Vorteile bringt Ihren Kunden die kürzlich erfolgte Übernahme von Océans Voyages konkret?

Mit der Übernahme von Océans Voyages sind wir nun in der Lage, maßgeschneiderte Kreuzfahrt mit Flügen, Hotels, Yachthafen-Transfers und Bootsverleih anzubieten. Zudem sind nun auch weitere Boote mit Skipper an exotischen Zielen verfügbar.

Was sind die nächsten Ziele für das Unternehmen?

Zu den nächsten Zielen gehört der Ausbau unserer Positionen in Europa und im Rest der Welt. Weitere wichtige Etappen sind der Kauf neuer Unternehmen, die Einstellung von neuen Mitarbeitern und die Strukturierung des Teams. Unser Hauptziel: Weltweit führend auf dem Bootsverleihmarkt zu sein.

Test: Wie gut funktioniert Click&Boat?

Wir haben uns mal angesehen, wie groß die Auswahl von Click&Boat ist – zum Beispiel in Istrien. Versuchsweise haben wir eine dreitätige Bootsmiete bei Medulin (Nähe Pula) im Süden der Halbinsel angenommen. Das Ergebnis: Innerhalb weniger Sekunden wird eine große Auswahl an Booten unterschiedlicher Vermieter angezeigt; die Preise sind in Ordnung. Der große Vorteil gegenüber einer Suche auf eigene Faust ist der rasche Überblick. Wer also nicht über einen bestimmten Vermieter seines Vertrauens verfügt, sondern am Markt nach dem richtigen Anbieter sucht, wird hier rasch fündig. Einiziger Kritikpunkt: Ob Hunde an Bord erlaubt sind, wird nicht sofort angezeigt – das müsste extra beim jeweiligen Vermieter angefragt werden. Bei manchen Anbietern ist die Diskrepanz zwischen positiven und (einzelnen) negativen Kritiken erstaunlich; hier könnte das Bewertungssystem etwas genauer bzw. strenger gefiltert sein.

Für viele weitere Destinationen – unter anderem Miami, Hamburg oder Phuket – gibt es eine erstaunlich große Auswahl an Booten. Alles in allem scheint sich Click&Boat also tatsächlich als AirBnB fürs Wasser zu etablieren. Bootsfreunden kann das nur recht sein.

Foto oben: Jonathan Smith