Christian Kölling und Mark Bauer vom Hotel Stern im Waldviertel (Fot: Philipp Anderl, beigestellt)

Christian Kölling hat gemeinsam mit Markus Bauer das Hotel & Restaurant Stern in Gmünd im Waldviertel übernommen. Im Interview erzählt er über den Neustart im Coronajahr 2020, seine Pläne für regionalen Fokus und was der Gast erwarten darf.

Das Hotel & Restaurant Stern in Gmünd im niederösterreichischen Waldviertel hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Das 1720 erbaute Haus beherbergte einst eine Bäckerei, wurde danach zu einer Gaststätte und wurde zuletzt vom Ehepaar Maria-Theresia und Franz Siller geleitet. Im vorigen Sommer gab es schließlich die Neuübernahme durch Christian Kölling (im Bild oben links) und Markus Bauer – also ausgerechnet im Coronajahr. Kölling war davor unter anderem General Manager des 25hours Hotel in Wien; Markus Bauer stammt selbst aus Gmünd und hat unter anderem die dortige Minibar ins Leben gerufen.

Die beide Neobesitzer wollen Hotel mit seinen 40 Zimmern und einer Gaststube, das sich an Business- und Urlaubsgäste wendet, vor allem mit Regionalität und „Andersartigkeit“ stärken. Man hat sich der Hotelgruppe der Romantik-Hotels angeschlossen. Im Interview erzählt Kölling, wie es begonnen hat und wie es weitergehen soll mit dem „Stern.“

Reisekompass: Sie haben das Hotel im Vorjahr übernommen – hat Ihnen die Krise da nicht einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht?

Christian Kölling: Als wir das Hotel am 1. Juli 2020 übernommen haben, kam es quasi gerade aus dem ersten Lockdown heraus und niemand wusste, wie es wirklich weitergehen mag. Der Sommer bis weit in den Oktober hinein war jedoch sensationell gut, dass es so oder so ein Rekordergebnis für dieses Hotel war. Dadurch waren wir sicher, dass wir mit hoher Motivation und unternehmerischem Risiko sowie Mut unsere Vision leben wollen. Also für diese ersten Monate war Corona sogar sehr positiv für unseren Start.

Wie ging es dann weiter?

Durch den dann wieder beginnenden Lockdown seit Anfang November haben wir uns einfach der Situation angepasst und das Beste gemacht, was geht: für Geschäftsreisende geöffnet gehalten, unsere Gastronomie auf Kochboxen und Lieferungen umgestellt und so weiter. Somit konnte alles stabil gehalten werden und wir können zumindest alle unsere Rechnungen bezahlen, kein Mitarbeiter hat seinen Arbeitsplatz verloren und wir haben die Zeit, uns konkret mit weiteren Ideen und Entwicklungen sowie Investitionen zu beschäftigen.

Welche Pläne haben Sie für das heurige Jahr, auch angesichts der weiterhin unklaren Lage?

Wir beschäftigen uns derzeit mit der Wiedereröffnung unseres Heurigen im Hotelgarten, der jetzt einige Jahre stillstand und nicht betrieben wurde. Das war schon vorher unsere Vision, hier wieder ein Outlet zu schaffen. Unsere Hotellobby soll von einem reinen Rezeptionsbereich zu einem Wohlfühlbereich für Gäste umgebaut werden, an dem man sich gerne aufhält und verweilt, denn auch so etwas hat es in unserem Hotel bis dato nicht gegeben. Unser Fokus soll ständig auf dem Gast liegen, aber mit Unkompliziertheit und Andersartigkeit. Der Stern soll ein Ort der Zusammenkunft und der Geselligkeit werden, und das vor allen Dingen auch für die lokalen und regionalen Nachbarn und Anwohner. Pläne generell haben wir genug, jetzt heißt es erstmal stabil öffnen können und wieder Gastgeber sein mit einem großartigen, etablierten Hotelteam.

 

Hotel Restaurant Stern Waldviertel Reisekompass (Bild beigestellt)
Das neu übernommene Hotel Restaurant Stern in Gmünd im Waldviertel                    (Bild beigestellt)

Stichwort Corona: Welche Sicherheitsmaßnahmen bieten Sie Ihren Gästen?

Alle Auflagen, die von der Regierung festgelegt sind, erfüllen wir natürlich schon seit langem. Angefangen von Desinfektionsmöglichkeiten im Hotel über Abstandsregelungen, teilweise auch mit Plexiglasscheiben zwischen den Restauranttischen, bis zur Registrierung der Gäste an den Tischen, Angleichung der Reinigungsprozesse und so weiter. Wir sind auch sehr bewusst Kontrolleure der Maskenpflicht geworden und weisen Gäste darauf hin, diese bitte zur berücksichtigen im Hotel, denn natürlich gibt es Gäste, die sich ohne Maske im Hotel bewegen wollen.

Das Waldviertel ist begehrt als Destination. Wie wollen Sie sich von anderen Hotels in der Region abheben?

​Der Stern, wie wir uns nun etwas verkürzt nennen, ist schon lange Jahre ein etabliertes Hotel im Waldviertel. Unser größtes Plus: Wir sind ein eigentümergeführtes Privathotel und haben uns der Kooperation der Romantik Hotels angeschlossen. Wir zeigen, verkörpern und verkaufen unsere Philosophie und Professionalität, so wie wir uns immer ein Hotel gewünscht haben und wie wir auch Dinge erwarten würden, wenn wir alle selbst auf Reisen gehen. Bei uns soll der Gast jedoch ein Freund sein, den wir herzlichst empfangen und betreuen, während er bei uns ist. Du bei Uns – so lautet unser Slogan und das leben wir.

Das ist ein ungewöhnlicher Slogan für ein Hotel.

Wir wollen keine gekünstelten Floskeln und Verhaltensweisen, sondern wir wollen das anbieten, was Du brauchst und wir können. Mit aller Herzlichkeit, Professionalität, aber auch Diskretion. Wir sind nahezu jeden Tag selbst im Hotel, sind das Gesicht des Hauses und nahbar. Wer mit uns Dinge besprechen möchte oder Feedback abgibt, sei es positiv oder negativ, spricht mit uns. Der einfache und direkte Kontakt ist uns da sehr wichtig.

Sie legen auf Regionalität großen Wert: Wie wird sich das konkret für den Gast auswirken?

Das spiegelt sich zum Großteil aktuell sicherlich in der Gastronomie des Hauses wieder, auch wenn wir noch lange nicht dort sind, wo wir mal hin möchten. Da merkt man dann doch Beschränkungen durch die aktuelle Covid-Zeit. Das Waldviertel sowie seine regionalen Bauern und Betriebe bieten uns alles, was Kulinarik und Genuss bieten. Wir sind überzeugt: Qualität schmeckt.

Und sonst im Hotel?

Wo es im Haus irgendwie geht, bauen wir das auch außerhalb der Gastronomie ein. So haben wir den Großteil unserer Drucksachen auf Recyclingpapier gedruckt, unsere Kugelschreiber für Gäste sind bis auf die Mine in Bioqualität, wir sind gerade in Endverhandlungen mit einer regionalen Bio-Kosmetik, mit der wir gerne unsere Gästezimmer und öffentlichen WC-Bereiche ausstatten wollen. Und vor einer Woche haben wir uns einen neuen österreichischen Kaffeepartner gesucht, damit wir auch unseren Kaffee in Bio-Qualität anbieten können etc.

Welche Zielgruppen wollen Sie mit Ihrem Hotel ansprechen?

Da möchte ich nochmals auf die vorher erwähnte Philosophie kommen: Egal, ob Du 20 Jahre alt bist und mit Deiner ersten Freundin kommst oder 90 Jahre alt bist und mit Mann, Frau, Lebenspartner oder Freunden kommst – bei uns bist Du willkommen, egal was Dein Hintergrund ist. Daher sprechen wir bewusst für uns von keiner Zielgruppe, die wir ansprechen wollen.  Hotellerie ist eine Zusammenkunft von Menschen, Altersklassen, Religionen, Sexualitäten, Nationalitäten und so weiter und wir schränken uns da bewusst für nichts ein.

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