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Almenrausch & Kuhglocken: Wandern im Großarltal

 Wandertouren im Tal der Almen: Wo der Kalorienzähler überflüssig ist.

Buttermilch, aufgespritzt mit Mineralwasser? Der Hüttenwirt verzog zuerst das Gesicht, lachte dann aber: „Klar haben wir das!“ Das Getränk, das von anderen Gästen der Filzmooshütte schief angesehen wurde, schmeckte köstlich. Kein Wunder: Die Buttermilch war ganz frisch, die Produzentinnen standen schließlich keine hundert Meter von uns entfernt auf der Almwiese. Wir kamen uns vor wie in einem Werbespot einer Schokoladenmarke. Im Hintergrund schneebedeckte Gipfel, vor uns weite Wiesen und Tannenwälder, am Tisch die besagte Buttermilch und ein üppiger Jausenteller, dazu das Gebimmel der Kuhglocken.

Almwiesen im Großarltal. (F: Reisekompass)

Es war hart verdient. Zwar hatte der Aufstieg nur knapp eineinhalb Stunden gedauert, dafür ging es kräftig bergauf und die Ersatzleibchen im Rucksack hatten sich schon bezahlt gemacht. Hier im Großarltal dürfen Wanderer nicht wirklich auf gerade Wege hoffen, außer sie fahren mit dem Auto fast bis zu einer der zahlreichen Almhütten, um dann ein kleines Stück zu schlendern – aber dürfen sie dann noch als Wanderer gelten? Uns sollte die Wanderung nach dieser ersten Rast zu drei weiteren Hütten führen, die zwar ungefähr auf gleicher Höhe waren, aber dennoch einige Auf- und Abstiege erforderten.

Hinter den Bergen zogen einige Male bedrohlich Wolken auf, wir blieben aber unbehelligt – auch von den Kühen, die Ilvy – unseren Terriermischling – etwas argwöhnisch beäugten. Respektabstand zu den Kühen auf den Almen ist anzuraten, vor allem mit Hunden. Wenn die Kühe gar zu nahe am Weg standen (und offensichtlich Jungstiere dabei waren), haben wir Ilvy lieber vorbeigetragen, was bei Hundegrößen ab Retriever aufwärts zugegebenermaßen schwierig sein dürfte.

Das Großarltal wird als „Tal der Almen“ angepriesen – und womit? Mit Recht. Hier gibt es tatsächlich eine Vielzahl schöner Almen und Almhütten, dazu eine große Auswahl an Wandertouren. Die Betriebe sind auf Wanderer eingestellt, vom Kartenmaterial bis zur Beschriftung der Wege. Das ist vor allem bei deutschen Touristen bekannt, die wegen der guten Erreichbarkeit des Tals auch die Hauptgruppe der Wanderer stellen. Die Hütten waren im Juli auch unter der Woche gut besucht, ohne dass es ungutes Gedränge gegeben hätte. Wer lieber ganz für sich alleine wandert, müsste aber im Großarltal schon die weniger gute besuchten Touren heraussuchen.

Großarltal: Almen, so weit das Auge reicht. (F: Reisekompass)

Wir haben im Hubertushof übernachtet, direkt in Großarl gelegen – ein nettes Vier-Sterne-Hotel, das von einer Familie geführt wird. Die Zimmer sind einfach, aber sauber – und das Essen hervorragend. Die Gastgeber kümmern sich wirklich um ihre Gäste, geben Tipps für Wanderungen und sind auch gute Wetterpropheten. Einziger Wermutstropfen: Die Polster sind so dünn, dass selbst mehrere von ihnen für durchschnittlich geformte Menschenköpfe zu flach sind. Aber wir waren eh so müde vom Wandern, dass das keine Rolle gespielt hat.

Die erwähnte Wanderung über die Filzmoosalm führte uns weiter zur Loosbühelalm, wo an dem Tag aber doch recht viel Betrieb war, und zur Weißalm, wo wir einen Tisch mit Aussicht ins Tal, herrliche selbstgemachte Krapfen und passenden Häferlkaffee ergattern konnten. Weiter ging es zur Ellmaualm, von wo wir den Abstieg ins Tal bewältigten.

Ausblick ins Tal: Fast ein bisserl kitschig (F: Reisekompass)

Am nächsten Tag wanderten wir von einem hoch gelegenen Parkplatz zur Niggeltalalm auf der anderen Seite des Großarltals, von dort weiter zu zwei anderen Almhütten. Die Regenfront, die vom Hotelbesitzer einwandfrei vorhergesagt worden war, verhinderte den geplanten Aufstieg zum Wetterkreuzsattel. Die idyllische Umgebung der Almen lässt einen allzu leicht vergessen, dass man auf rund 1700 Metern Höhe ist und rasche Wetterumschläge nicht selten sind und durchaus gefährlich sein können.

Zum Glück ist im Tal der Almen die nächste bewirtschaftete Hütte meist nicht weit entfernt – und wer sich an den dortigen Köstlichkeiten labt, braucht kein schlechtes Kaloriengewissen zu haben: In spätestens einer Stunde ist das meiste wieder heruntermarschiert. Oder halt in zwei.

RP

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