Bootsführerschein für die Donau: So laufen Kurs und Training für den Motorbootschein für Österreich.

Das Boot nähert sich im spitzen Winkel dem Ufer. Jetzt ganz vorsichtig und nur nicht die Nerven verlieren! Leichter gesagt, als getan: Boote haben keine Bremsen und ich reiße gar zu heftig an der Hebelschaltung. Fahrlehrer Wolfgang zuckt zusammen – aber er sagt nichts. Bei der Prüfung wird er ja auch nichts sagen können, hatte er davor erklärt. Jetzt sind es noch 3 Meter, 2 Meter, 1 Meter – Das Boot stößt gegen die Mauer, ein kurzer Schub rückwärts. Es verfehlt die angepeilte Stelle um einen Meter. „Das sieht gar nicht schlecht aus“, sagt Wolfgang und deutet mir, dass ich es gleich nochmals üben soll.

Mit dem Motorboot auf der Donau. (Foto: © Wolfgang Pecho)

Mein Ziel: Ich will den Bootsführerschein für die Donau schaffen, genauer gesagt das „Schiffsführerpatent 10 Meter“. Das wird es mir erlauben, auf allen Flüssen und Seen in Österreich unterwegs zu sein. Und das Patent gilt auch für Donau, March, Enns und Traun – das sind sogenannte Wasserstraßen, was bedeutet, dass sie für die gewerbliche Schifffahrt gedacht sind. Wer auf diesen Flüssen unterwegs ist, muss demnach mit Schubverbänden, Kreuzfahrtschiffen und generell etwas mehr Verkehr rechnen. Und Schleusen gilt es auch zu bewältigen Beim Schiffsführerpatent 10 Meter mit dem Zusatz „Seen und Flüsse“ sind diese Wasserstraßen hingegen ausgenommen. Jedenfalls darf man dann Motorboote bis zu einer Länge von 10 Metern steuern.

Anlegen, Schleusen, Mann über Bord

Im Moment mache ich mir aber keine Gedanken um die Länge des Boots, sondern um seine Steuerung: Als Landratte fällt es schwer, das Boot im Hafen zu manövrieren. Geübt wird vor allem das sichere An- und Ablegen – davor haben Anfänger den größten Respekt. Meine Ausbildung mache ich bei der Schifffahrtsschule von Wolfgang Pecho, der die Praxiskurse in Untermühl in der Nähe von Linz durchführt. Im dortigen Gasthaus Ernst wird der Theorieteil absolviert, auf der Donau werden die Praxisstunden absolviert. Viel Praxis und gute Erläuterungen der Theorie sollen die Vorzüge dieser Schifffahrtsschule sein, hat man mir gesagt – und das bewahrheitet sich: An einem verregneten Oktobertag haben wir zuerst diverse Fahrmanöver auf der Donau geübt, darunter Mann-über-Bord-Manöver, die für die Prüfung der zweite wichtige Praxisteil neben dem An- und Ablegen sind.

Schleuse Aschach voraus! (Foto: © Reisekompass)

Auch das Schleusen haben wir in der nahen Schleuse Aschach mit Wolfgangs Motorboot geübt – ein Erlebnis für einen Bootsneuling wie mich. Wenn das Boot mit dem Wasser in der Schleusenkammer in die Tiefe sinkt, ist das schon etwas Besonderes.

Bootsführerschein: Theorie und Praxis

Zu lernen gibt es vor der Prüfung aber noch einiges, denn der Umfang der Theorie ist gar nicht zu unterschätzen. Wenn man bisher mit Knoten, Schifffahrtszeichen und Vorrangregeln für Wasserfahrzeuge wenig bis gar nichts zu tun hatte, dauert es etwas, bis man alles im Griff hat. Und wer sich für die Funktionsweise von Motoren bisher nur am Rande interessiert hat, bekommt auch in dieser Hinsicht etwas Nachhilfe.

Unterwegs zum Anlegemanöver (Foto © Wolfgang Pecho)

Es lockt aber die Aussicht, schon bald mit einem (gemieteten oder gar mit dem eigenen) Boot auf der Donau oder auf österreichischen Seen fahren zu dürfen – das ist Motivation genug. Gerade in Coronazeiten wurde uns ja klar, wie wertvoll es sein kann, sich auf ein Boot zurückziehen und die Freiheit genießen zu können. Und wer den Bootsschein für Österreich hat, braucht nicht bis zum nächsten Urlaub in Kroatien oder Italien zu warten, bis er wieder an Bord gehen kann.

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