Die Kulturmetropole in der Toskana zieht Touristen magisch an. Das bedeutet: Bei einer Reise ist gute Planung doppelt wichtig. Wir haben die wichtigsten Tipps für Florenz parat.
Amerikaner, Chinesen, Deutsche, Österreicher, Schweden – in den engen Gassen, vor den Kirchen, auf den Märkten und Plätzen von Florenz herrscht ein Gedränge und Geschiebe der Touristenmassen, dass wir uns bisweilen denken: Holt uns hier raus! Die Kulturmetropole der Toskana, reich bestückt mit weltberühmten Kunstwerken und Gebäuden, ist eines jener Ziele in Europa, die Besucher aus aller Welt anlocken und damit kämpfen, die Massen in Zaum zu halten. So wie Venedig zählt Florenz zum Pflichtprogramm in vielen Europaprogrammen – und das macht sich bemerkbar. Weil die Innenstadt Tag für Tag von tausenden Touristen bevölkert wird, stellt sich rasch das Gefühl ein, mehr durch die Gassen geschoben zu werden als selbst zu gehen. Es ist, wie wenn man im Sightseeing-Bus von einer Attraktion zur nächsten geschaukelt. Dass Florenz dennoch faszinierend ist, liegt an der Gelassenheit, mit der die Einwohner diesem Ansturm begegnen – und wer selbst gelassen bleibt, hat mehr von der Stadt.
Wir haben uns einige Kirchen angesehen, sind mehrmals über die Ponte Vecchio geschlendert, haben mehrfach sehr gut gegessen, abends ein Eis genossen – und sonst versucht, nicht in den Besichtigungsstress zu verfallen, der einen in solchen Städten leicht befällt.
Beim Bummel durch den Westen der Stadt oder durch das Oltrarno-Viertel erlebt man ohnehin mehr als wenn man drei Stunden vor dem Dom in der Schlange steht. Anders gesagt: Weniger ist mehr.
Hier also unsere wichtigsten Tipps für Florenz – und weiter unten dann unsere Vorschläge für Besichtigungstouren, fürs Essen und fürs Shopping:
- Tipp 1: Wer in eine der berühmten Kirchen und Museen will, muss Eintrittskarten dafür unbedingt vorab reservieren – zur Hochsaison (Sommer, Ostern, Pfingsten, Weihnachten) am besten schon mindestens vier Wochen im Voraus. Sonst heißt es: Drei Stunden anstellen für zwei Stunden besichtigen.
- Tipp 2: Gelassenheit üben! Wer nicht alle Kirchen schafft, kommt eben nächstes oder übernächstes Jahr wieder. Mehr von der Atmosphäre einer Stadt atmet man ohnehin beim gemütlichen Bummel durch Seitengassen ein.
- Tipp 3: Die Waage wegräumen. Nach ein paar Tagen in der Toskana sollte man die Gewichtskontrolle vermeiden. Die Kombination aus gutem (nein: hervorragendem) Essen, spätem Essen und (siehe Tipp 2) Gelassenheit ist gut fürs Gemüt, aber schlecht für die schlanke Linie. Macht nichts.
Nur für einen Tag in Florenz? Wer wenig Zeit hat, sollte sich auf einen Rundgang in der Innenstadt beschränken, um die wichtigsten Attraktionen zu streifen – und die eine oder andere auch von innen zu sehen (falls der Andrang nicht zu groß ist). Ein Rundgang könnte vom Dom über die Via dei Calzaiuoli und Piazza della Signoria in Richtung Ponte Vecchio führen, dann via Uffizien und Palazzo Vecchio zu Santa Croce. Wer dann noch Zeit hat, könnte Palazzo Pitti und Boboli-Gärten am anderen Ufer des Arno besuchen. Abends einen Kaffee an der Piazzale Michelangelo mit Blick über die Stadt genießen.
Sehenswürdigkeiten
Der Dom – genauer gesagt: der Duomo Santa Maria del Fiore – steht am Pflichtprogramm der meisten Besucher, dementsprechend lang ist die Schlange bereits vor dem Ticketschalter. Zwei bis drei Stunden Warten sind eher die Regel als die Ausnahme. Neben der ungewöhnlichen Fassade und fasziniert vor allem die gewaltige Kuppel, die von 1420 bis 1430 von Brunelleschi erschaffen wurde – eine enorme Ingenieursleistung für die damalige Zeit. Kuppel und Campanile (der Turm) können über mehrere hundert Stufen erklommen werden – von oben ergeben sich tolle Ausblicke auf Stadt und Touristengewusel.
Tickets für den Dom gibt es hier.
Der Palazzo Vecchio mit seinem viereckigen Turm ist neben dem Dom eines der weithin sichtbaren Wahrzeichen der Stadt.
Er befindet sich auf der Piazza della Signoria, wo berühmte Statuen wie etwa eine Kopie des David von Michelangelo zu sehen sind. In der offenen Halle „Loggia dei Lanzi“ sind weitere Statuen zu sehen, etwa Perseus mit dem abgeschlagenen Kopf der Medusa (Cellini). In Richtung Arno kommt man dann zur Galleria degli Uffizi – die Gemäldegalerie umfasst großartige Werke wie die „Geburt der Venus“ von Botticelli.
Santa Maria della Novella war für uns die Sehenswürdigkeit Nummer eins, nicht nur weil hier die Massen vorbeiziehen. Einzigartige Fresken, idyllische Höfe, Grabsteine etc. – man fühlt sich in die Renaissance versetzt. Wir haben kaum warten müssen und wurden im Inneren der Kirche auch nicht ständig gedrängelt.
Ponte Vecchio: Wenn die Sonne abends untergeht, wird die Brücke über den Arno zum Treffpunkt von Hobby- und Profifotografen.
Die Verbindung des Zentrums mit dem Oltrarno-Viertel ist aber auch wirklich etwas Besonderes, nicht nur wegen der kleinen Schmuckgeschäfte und der Büste des berühmten Goldschmieds Cellini – hier verschmelzen Florenz und seine Besucher zu einem Gesamtkunstwerk. Da stören sogar weiße Socken in Sandalen nur noch am Rande….
Palazzo Pitti: Der einstige Sitz der Medici mit seiner abweisenden Fassade hat eine interessante Gemäldesammlung und zeigt die finanzielle Kraft der einstigen Machthaber von Florenz.
Die beeindruckende Franziskanerkirche Santa Croce am gleichnamigen Platz ist unter anderem wegen der Grabstätten für Berühmtheiten wie Michelangelo, Galileo Galilei, Niccolò Machiavelli oder Gioacchini Rossini beachtenswert.
Weitere wichtige Museen sind die Galleria dell´Accademica, vor allem wegen Michelangelos David berühmt, sowie das Museo Nazionale del Bargello, die wichtigste Skulpturen-Ausstellung Italiens mit Werken u.a. von Michelangelo und Gemito. Beide Museen sind ähnlich begehrt wie Dom und Uffizien, daher frühzeitig Tickets buchen.
Übernachtung
Wir empfehlen AirBnB, denn die Auswahl ist groß, sogar zu den touristischen Stoßzeiten. Unser Tipp ist das Haus von Carlotta, gelegen am Rande von Florenz, unweit des Arno: Schönes Haus mit großem, eingezäunten Garten (daher ideal auch für Hundebesitzer), Platz für bis zu zehn Personen, sauber und adrett eingerichtet, circa 10 min per Auto von der Innenstadt, ländliche Umgebung.
Restaurants
Die Auswahl ist groß, doch vor allem rund um den Dom und andere Touristenmagneten gibt es viele überteuerte, qualitativ schwache Restaurants. Besser ist es, dort zu essen, wo es die Florentiner hinzieht – zum Beispiel in die Osteria „Pentola Dell´Oro“ (Goldener Topf), ein von außen ausgesprochen unansehnliches Lokal, auch innen auf den ersten Blick wenig verlockend. Aber hier werden florentinische Spezialitäten wie Bistecca hervorragend gemacht, das Service ist flink und freundlich, die Preise okay (circa 60 Euro für zwei Personen, Vorspeise, ein Hauptgericht etc.). Das „Fishing Lab“ in der Via del Proconsole bietet eine gute Auswahl an Fischgerichten und gilt als angesagtes Restaurant für jüngere Florentiner. Flottes Service, Preise sind okay. Reservierung empfehlenswert, weil stets gut besucht. Die Selbstbedienungs-Stände im Mercato Centrale bieten gute Qualität, der Andrang ist aber meistens groß. In der Nähe der Boboli-Gärten ist die Trattoria Boboli ein preiswerter Tipp, gute Auswahl an Pizzen und lokalen Spezialitäten. Wirkt zwar touristisch, ist aber auch bei Einheimischen beliebt.
Shopping
Florenz ist kein Einkaufsparadies, obwohl man das eine oder andere Schnäppchen findet. die Via de Tornabuomi finden sich gute Shops der bekannten Designermarken. Wer selbst kocht, findet am Mercato Centrale die nötigen Zutaten – oder in einem der Supermärkte wie etwa Coop. Lederwaren, T-Shirts und jede Menge Zurufe á la „Billige Preise!“ und „Guckst Du!“ sind auf dem Mercato San Lorenzo zu erwarten. Unser Geheimtipp: Statt Souvenirkitsch mitzubringen, freuen sich die Daheimgebliebenen sicher mehr über Düfte, Seifen oder Parfums der italienischen Marke „L´Erbolario“, die in der Via Romana in der Nähe des Palazzo Pitti einen kleinen Shop betreibt.
Ausflüge
Siena mit seinem beeindruckenden Campo (Hauptplatz, dort findet das bekannte Pferderennen Palio statt), San Gimignano (Stadt der Türme) und Lucca mit seiner verwinkelten Altstadt sind leicht und rasch zu erreichen. Unser Tipp: Frühmorgens losfahren und früh zu Mittag essen, ehe die Busse mit den Ami-Touristen kommen. Pisa ist auch nicht allzu weit weg, der Campo dei Miracoli mit dem Schiefen Turm und dem Dom sind aber kein Muss.
…und für Fußball-Fans….
…gehört ein Match der Fiorentina natürlich auch dazu. Das Stadion Artemio Franchi ist zwar nichts Besonderes, doch die Begeisterung der Anhänger ist ansteckend. Bei Regen erscheinen die Fans übrigens in Ganzkörper-Schutzanzügen, natürlich im Violett des Klubs gehalten – das Stadion hat bis auf die Haupttribüne kein Dach. Und wer die Hymne von Fiorentina einmal vor Ort gehört hat, vergisst sie nicht mehr….