Eine neue Erhebung unter Beteiligung einer österreichischen Wissenschaftlerin zeigt: In einigen Seen findet sich mehr Mikroplastik als im Meer.
Der Kampf gegen den Plastikmüll ist schwierig: Trotz einiger Fortschritte – unter anderem durch strengere Gesetze – sind Gewässer in aller Welt durch die Unmengen an Kunststoffabfällen stark verunreinigt. Denken wir an Plastikmüll, denken wir in erster Linie an die Weltmeere. Dabei sind auch Seen in aller Welt stark belastet. Das zeigt eine neue Erhebung, die ein internationales Forschungsteam unter Mitwirkung von Katrin Attermeyer, Limnologin am WasserCluster Lunz und an der Universität Wien, durchgeführt hat. Dabei wurden erstmals standardisierte und länderübergreifende Methoden verwendet. Frühere Studien hatte zwei Mankos: die Beschränkung auf wenige Gewässer in bestimmten geografischen Regionen und das nicht-standardisierte Verfahren der Probenentnahme.
Das Forschungsprojekt wurde von der Forschungsgruppe Binnengewässerökologie und -management der Universität Mailand-Bicocca, Italien, (Barbara Leoni, Veronica Nava) konzipiert und koordiniert. Das Ergebnis, das im Fachmagazin Nature veröffentlicht wird, ist erschreckend: Plastikmüll wurde in allen Seen gefunden, die untersucht wurde. In einigen Seen wie dem Lago Maggiore in Italien und dem Lake Tahoe in den USA findet sich mehr Mikroplastik als im weltweit am stärksten verschmutzten subtropischen Ozean.
Drei Seen besonders stark verschmutzt
Insgesamt untersuchte das Forschungsteam 38 Seen in 23 Ländern, zudem wurden weitere Aspekte wie etwa Landbedeckung oder das Vorhandensein von Kläranlagen berücksichtigt. Plastikmüll fand sich in allen untersuchten Seen – und zwar auch in jenen Gewässern, die von menschlichen Einflüssen weniger beeinflusst sein sollten. „Diese Resultate sind insofern beunruhigend, als drei Seen – der Luganer See, der Lago Maggiore und der Lake Tahoe – bereits jetzt eine höhere Mikroplastikbelastung aufweisen als die weltweit am stärksten verschmutzten subtropischen Ozeanwirbel“, erläutert Attermeyer.
Chemisch bestanden die meisten Kunststoffpartikel aus Polyester (PES), Polypropylen (PP) und Polyethylen (PP). Für Attermeyer ist das keine Überraschung: „PE und PP machen mehr als die Hälfte der weltweiten Kunststoffproduktion aus, während PES für 70 Prozent der gesamten Produktion von Fasern für die Textilindustrie benötigt werden.“ Zwei Typen von Seen erwiesen sich für die Verschmutzung durch Mikroplastik als besonders vulnerabel: Seen in dicht besiedelten und urbanisierten Gebieten und flächenmäßig große Seen, die vermutlich wegen des großen Einzugsgebiets und der langen Verweildauer im Wasser besonders belastet sind.
Lunzer See untersucht
Als einziger See in Österreich wurde übrigens der Lunzer See untersucht. Er gehört zu der Kategorie der weniger kontaminierten Gewässer mit unter 1 Plastikpartikel pro m3. Dort dominieren schwarze und blaue Fragmente, da der See eher klein ist und nur wenige Menschen am Ufer des Sees leben.
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen aber: Für die aquatischen Ökosysteme unseres Planeten sind Kunststoffe, die sich dort letztendlich als Mikroplastikmüll ansammeln. Der Tourismus hat dabei eine wichtige Aufgabe, nämlich das Problem bewusst zu machen und weitere Verschmutzung zu verhindern.
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