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Bettwanzen treiben derzeit in Paris ihr Unwesen – und breiten sich nun auch auf andere Länder aus. Was hilft dagegen und welche Rolle spielen Hunde bei der Bekämpfung?

„Wer Bettwanzen hat, für den ist das die Hölle“, sagt der französische Gesundheitsminister Aurélien Rousseau. Vor allem in Paris, aber auch in anderen französischen Städten, wird derzeit ein beinahe aussichtsloser Kampf gegen einen beinahe unsichtbare Feind geführt: Bettwanzen in Hotels, in Kinos, in Zügen sind derzeit das Gesprächsthema Nummer eins. Und nun könnten die blutsaugenden Tiere auch in anderen Ländern zu einer echten Plage werden. Inzwischen ist das Thema ein Politikum geworden, die französischen Parteien streiten darum, was man nun tun sollte.

Schon seit Wochen gibt es Berichte, dass sich in der französischen Hauptstadt die kleinen Plagegeister unbegrenzt ausbreiten. Sogar der Besuch von Kinos soll dazu beigetragen haben, dass sie sich immer weiter ausbreiten. Auch in der U-Bahn, in Zügen und auf Flughäfen treibt die Bettwanze inzwischen ihr Unwesen. Rund ein Zehntel aller französischen Haushalte ist letzten Schätzungen zufolge bereits befallen – von der noblen Luxuswohnung im Pariser Zentrum bis zum maroden Haus an der Peripherie. Die Bettwanze macht nämlich keinen Unterschied zwischen Einkommensklassen.

Mit Hygiene haben Bettwanzen auch nicht unmittelbar etwas zu tun. So haben sich laut französischen Behörden die Tiere ausgerechnet in Fünf-Sterne-Hotelburgen zunächst rasch ausgebreitet – Gäste aus anderen Ländern haben diese eingeschleppt. Es sind also keineswegs nur Billigabsteigen oder Ein-Sterne-Pensionen mit zweifelhafter Säuberungsroutine verdächtig, für die rasche Ausbreitung der Wanzen verantwortlich zu sein. Andererseits können sich die Tiere in Haushalten, in denen viel Unrat gehortet wird oder wo die Hygiene nicht hochgehalten wird, sehr rasch ausbreiten. Der Aufwand, sie wieder loszuwerden, ist jedenfalls groß (siehe unsere Tipps unten).

Paris, New York – und was jetzt?

Paris galt bisher nicht als Bettwanzen-Hotspot, sonst treiben die Tiere vor allem in US-Städten wie Chicago und New York ihr Unwesen. Nun besteht die Gefahr, dass Reisende – etwa deutsche und österreichische Urlauber nach einem Paris-Aufenthalt – die Tiere rasch über ganz Europa verteilen könnten. Tatsächlich ist eine Ausbreitung fast nicht zu stoppen, die Frage wird nun sein, wie gut die Bettwanzen in den einzelnen Ländern bekämpft werden.

Vor kurzem wurden Bettwanzen angeblich auch in der Londoner U-Bahn gesichtet, wie britische Medien berichten. Reisende weigern sich offenbar schon, die Sitze in den U-Bahnen zu nutzen (Update 11. Oktober).

Siegfried Czeczelich bestitzt eine Schädlingsbekämpfungsfirma. „Seit circa neun Jahren sind auch in Österreich die Bettwanzen ein Thema“, erzählt er. Nicht nur in Hotels, sondern auch in Privathaushalten kümmert er sich um deren Bekämpfung – und setzt dabei auch auf tierische Unterstützung: Sein Airedale Terrier Pepper kann die kleinen Insekten aufspüren. „Es ist noch wenig bekannt, dass das möglich ist“, sagt Czeczelich. Anfangs sei er belächelt worden – inzwischen ist bekannt, dass Hunde die kleinen Insekten erkennen können. Wie schätzt er die Gefahren ein? Es könne durchaus sein, dass sich die Bettwanzen via Frankreich nun in Europa rascher ausbreiten könnten; speziell Hotels müssten darauf vorbereitet sein. „Ein gutes Hotel unterscheidet sich in dieser Hinsicht von einem schlechten nicht durch die Zahl der Sterne, sondern ob man sich aktiv um das Problem kümmert.“

Wir haben die wichtigsten Informationen zu Bettwanzen und mögliche Gegenmaßnahmen gesammelt:

Was sind Bettwanzen?

Bettwanzen, wissenschaftlich als Cimex lectularius bezeichnet, sind kleine, flache, parasitäre Insekten. Sie ernähren sich hauptsächlich von menschlichem Blut und sind meist nachtaktiv. Sie leben nicht nur in Betten, sondern auch in Möbeln und Kleidung, sogar in CD-Hüllen können sie sich verstecken. Ursprünglich stammen die Insekten wahrscheinlich aus dem Mittelmeerraum, haben sich aber durch Handel und Reisen weltweit verbreitet.

Die Fakten

  • Größe: 4-5 mm Länge, bis zu 3 mm Breite
  • Aussehen: flach, oval, rotbraun
  • Vermehrung: Das Weibchen legt hunderte von Eiern.
  • Lebensweise: nachtaktiv, ernährt sich von menschlichem Blut
  • Befall anderer Tiere: selten, hauptsächlich auf Menschen spezialisiert
  • Andere Namen: Cimex lectularius (Lateinischer Name), common bed bug (Englisch)
  • Verstecke: Matratzenritzen, Bettrahmen, hinter Tapeten, in Möbeln

Bettwanzen sind sehr anpassungsfähig und können in einer Vielzahl von Umgebungen überleben, einschließlich Wohnungen, Hotels und öffentlichen Verkehrsmitteln. Sie können sich sehr schnell vermehren, was die Kontrolle und Beseitigung sehr schwierig macht.

Wie erkenne ich, ob es Bettwanzen gibt?

Ein wichtiges Anzeichen für einen Bettwanzenbefall sind kleine, juckende Bissstellen auf der Haut – meistens auf unbedeckten Stellen wie Hals, Gesicht, Händen und Beinen. Üblicherweise werden diese Bisse in der Früh, nach dem Aufstehen, sicht- und spürbar, weil die Wanzen ja nachts beißen. Manchmal können auch kleine Blutflecken auf der Bettwäsche gefunden werden. Die Diagnose kann jedoch schwierig sein, da die Symptome mit anderen Hauterkrankungen verwechselt werden können. Typisch sind drei kleine Bisse hintereinander (Wanzenstraße). Allerdings zeigen 20 Prozent der Betroffenen gar keine Reaktion nach Bissen.

Wie können Bettwanzen bekämpft werden?

  • Chemische Insektizide können wirksam sein, aber es gibt auch Berichte über resistente Stämme. Sprays beispielsweise bringen nicht viel, weil damit versteckte Tiere nicht erreicht werden – eher gefährdet man damit die eigene Gesundheit, wenn wild im Raum herumgesprüht wird.
  • Naturmethoden wie Lavendel-Säckchen sind laut Experten wirkungslos.
  • Hitzebehandlungen, bei denen die befallenen Bereiche auf Temperaturen über 50 Grad Celsius erhitzt werden, haben sich ebenfalls als effektiv erwiesen. Dazu müsste man hitzeresistente Gegenstände beispielsweise in eine Sauna legen. In der Praxis kaum durchführbar.
  • Auf Reisen sollten Hotelzimmer oder Unterkünfte wie AirBnB-Wohnungen vor dem Einzug genau inspiziert werden, um einen Befall frühzeitig zu erkennen. Achtung: Einzelne Bettwanzen oder ihre Eier können auch im Koffer nach Hause mitgebracht werden(siehe weitere Tipps unten).
Koffer am Bett? Besser nicht!
  • Gründliche Reinigung und Absaugen der Matratze und des Bettrahmens können helfen, die Anzahl der Wanzen zu reduzieren. Kleidung und Bettwäsche sollten bei mindestens 60 Grad Celsius gewaschen werden. Manche Waschmaschinen bieten auch Hygieneprogramme mit Dampf, das kann genutzt werden, um etwa Kleidung nach dem Urlaub zu desinfizieren.
  • Bettwanzen und ihre Eier auf befallenen Gegenständen sterben ab, wenn sie bei minus 20 Grad eingefroren werden – das schaffen normale Tiefkühlschränke allerdings nicht, daher ist diese Methode in Haushalten nicht verwendebar.
  • In schweren Fällen kann die Entscheidung für eine professionelle Schädlingsbekämpfung sinnvoll sein. Experten setzen unter anderem auf Aufheizung befallener Zimmer, dadurch werden die Tiere einerseits herausgelockt, andererseits sterben diese ab einer gewissen Temperatur.

Tipps gegen Bettwanzen

  • Koffer nachts verschließen, nicht in der Nähe des Hotelbetts aufstellen, also besser etwa im Schlafzimmer.
  • Neue Studien zeigen, dass sich die Tiere von schmutziger Wäsche in Koffern angezogen fühlen und dann darin verstecken. Schmutzwäsche daher stets in einem extra Plastiksack verstauen. Nach der Rückkehr sofort waschen bzw. auf möglichen Befall untersuchen.
  • Einige Firmen bieten auch die Säuberung von Koffern an – diese werden in einer Art Hitzekammer einer hohen Temperatur ausgesetzt, wodurch die Bettwanzen sterben.

Foto ganz oben: Bettwanze im Glas (Wikimedia Commons, JamiroTec Schädlingsbekämpfung GmbH, CC BY-SA 4.0)