Ein digitaler Impfpass könnte für Reisen in den nächsten Monaten zur Pflicht werden – doch noch fehlt dafür eine einheitliche App.
Während in Ländern wie Österreich und Deutschland das Impfen eher zögerlich voranschreitet, sind Staaten wie Israel, Großbritannien und (teilweise) Dänemark viel weiter. Die unterschiedliche Geschwindigkeit beim Impfen bringt nun das Konzept, pauschal für ganze Länder Reisebeschränkungen zu erlassen, ins Wanken. Der Grund: Bis beispielsweise in Österreich alle Reisewilligen geimpft sind, könnte noch viel Zeit vergehen. Daher werden Reiseunternehmen wie Fluglinien, Veranstalter oder Hotels in naher Zukunft von einzelnen Reisenden entweder Tests oder den Nachweis einer Impfung verlangen.
Mittlerweile hat auch der Reiseverband WTTC (World Travel & Tourism Council, vertritt die Interessen von Privatunternehmen im Reisesektor) gefordert, dass Regierungen nicht mehr einzelne Hochrisiko-Länder benennen, sondern eher „Hochrisiko-Reisende“ identifizieren. Das würde heißen: Rasche, genaue Tests beispielsweise an Flughäfen, um das Reisen jenen Menschen zu ermöglichen, die nicht infiziert sind. Das Argument des WTTC: Es mache keinen Sinn, ganz Großbritannien Reisen in andere Länder zu erlauben, weil ja doch einzelne Briten angesteckt sein könnten – während im Gegenzug allen Österreicher oder allen Deutschen das Reisen pauschal verboten wird, wo doch einige von ihnen bereits geimpft sind.
Neben Schnelltests könnte daher auch der Nachweis einer Impfung wichtig werden, falls wir demnächst wieder reisen möchten. Das Problem dabei: Reicht die Eintragung im Impfpass oder eine schriftliche Bestätigung? Am einfachsten wäre ein digitaler Impfpass, der an der Grenze oder beim Einchecken hergezeigt wird und in dem die wichtigsten Daten gespeichert sind. Doch noch fehlt ein solcher digitaler Impfpass für ganz Europa oder sogar für die ganze Welt. Einzelne Länder preschen vor, so will Schweden bis zum Sommer eine solche Impf-App umsetzen; spätestens Anfang Juni soll sie verfügbar sein. Auch das vorher erwähnte Dänemark macht in dieser Hinsicht Tempo.
Die EU will einen EU-Impfpass in digitaler Form ebenfalls umsetzen, doch noch konnte man sich nicht auf das konkrete Vorgehen einigen – im Moment sind die Regierungen eher damit beschäftigt, die nötigen Impfungen in ihre Länder zu bringen. Das Ziel ist aber, dass noch 2021 jeder EU-Bürger, der das möchte, einen solchen EU-Impfpass am Handy haben kann.
Digitaler Impfpass: CommonPass und Travel Pass der IATA
Interessant könnte die App „CommonPass“ sein, die vom Weltwirtschaftsforum und privaten Partnern entwickelt wurde. Damit kann man seinen aktuellen Covid-Status nachweisen, also ob man kürzlich einen Test durchgeführt hat oder bereits geimpft wurde. Das System hinter CommonPass soll dazu auf die Daten der jeweiligen Länder zugreifen. Man kann sich eine Bestätigung ausdrucken oder weist diese am Handy vor; das wird bereits von einigen Fluglinien in der Praxis getestet.
Auch der Luftfahrtverband IATA arbeitet an einer App bzw. einem sogenannten Travel Pass, mit dem Flugreisende den notwendigen Nachweis erbringen können. Der „ICC AOK Pass“ wäre ebenfalls eine Möglichkeit, wichtige Gesundheitsdaten wie eine erfolgte Covid-Impfung vorzuweisen. Dabei soll dieser besonders sicher sein: Man braucht nur jenen Nachweis herzuzeigen, der relevant ist – also etwa die Impfung am Flughafen. Erste Tests sollen auf Flügen von Etihad durchgeführt werden.
In Österreich wird es einen e-Impfpass geben, also einen digitalen Impfpass, der den bisher üblichen Impfpass aus Papier ablösen soll. Es wäre wünschenswert, wenn es bei dem Projekt nun rascher vorangeht, doch das scheint nicht realistisch. In Deutschland soll es 2022 einen digitalen Impfpass geben.
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